Die jüngsten USäsidentschaftswahlen scheinen stark von wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst worden zu sein. Laut Robert Greil, dem Chefstratege der Privatbank Merck Finck, deuten die Wahlergebnisse auf einen möglichen „Red Sweep“ hin, was bedeutet, dass die Republikaner sowohl das Präsidentenamt als auch beide Kammern des Kongresses erobern könnten. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch die Unzufriedenheit der Wähler mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage begünstigt. Nachwahlbefragungen zeigen, dass viele Amerikaner über die stark gestiegenen Preise klagen. Dabei spielt es für sie anscheinend eine untergeordnete Rolle, dass die Inflation in den letzten Jahren vor allem durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie verursacht wurde und nicht direkt durch die Biden-Administration.
Die Inflation ist laut Umfragen eine der größten Sorgen der US-Bürger und könnte entscheidend für den Wahlausgang gewesen sein. Ein solcher „Red Sweep“ würde Donald Trump ermöglichen, mehr von seinen politischen Zielen umzusetzen, insbesondere fiskalische Maßnahmen wie Steuersenkungen. Dies könnte sich positiv auf verschiedene Branchen auswirken, darunter Öl- und Gasunternehmen sowie Finanz- und Telekommunikationswerte, da eine Deregulierung diesen Sektoren zugutekommen würde. Auch wenn die Technologiebranche vor Herausforderungen steht – insbesondere aufgrund möglicher kartellrechtlicher Maßnahmen – könnten Steuersenkungen dennoch zu höheren Investitionen führen.
In den kommenden Wochen rechnet Greil mit einer erhöhten Volatilität an den Märkten aufgrund politischer Entwicklungen. Historische Daten zeigen jedoch, dass langfristig die wirtschaftlichen Fundamentaldaten entscheidender sind als kurzfristige politische Ereignisse. Erste Marktreaktionen auf den möglichen Sieg der Republikaner sind bereits sichtbar: Während asiatische Aktienkurse fielen, stieg der S&P 500-Future nahe seines Allzeithochs. Angesichts höherer Haushaltsdefizite in den USA sind auch steigende Renditen bei zehnjährigen Staatsanleihen zu beobachten. Investoren sollten zudem im Hinterkopf behalten, dass mögliche Zollerhöhungen unter Trump negative Auswirkungen auf Schwellenländer wie China haben könnten und auch Europa betreffen würden. Höhere Preise könnten letztlich die Konsumbereitschaft der Amerikaner beeinträchtigen.