Start Allgemeines US‐Wirtschaft: Was die EZB von der Fed lernen könnte

US‐Wirtschaft: Was die EZB von der Fed lernen könnte

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Die US‐Wirtschaft ist im zweiten Quartal geschrumpft, zum zweiten Mal in Folge. Nach landläufiger Meinung befindet sich die amerikanische Wirtschaft damit in einer Rezession. Ob dies aus ökonomischer Sicht wirklich so ist, darüber kann durchaus gestritten werden – vor allem weil das Minus im ersten Quartal fast ausschließlich von deutlich sinkenden Exporten verursacht wurde, während die Inlandsnachfrage noch recht robust blieb. So heißt es im „Feri Economics Update August 2022“ des Investmenthauses Feri.

Entscheiden werde diesen Streit das National Bureau of Economic Research irgendwann im kommenden Jahr. Wichtig für die Beurteilung der aktuellen Lage sei ohnehin etwas anderes. Die Dynamik der US‐Wirtschaft habe im bisherigen Jahresverlauf nachgelassen: Während Konsum und Investitionen im ersten Quartal noch 0,5 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum beitrugen, kippte dieser Wert im zweiten Quartal mit 0,1 Prozentpunkten ins Minus. Die Ursache sei klar: Die geldpolitische Straffung der amerikanischen Notenbank zeige inzwischen die beabsichtigte und mit Blick auf die Inflation auch notwendige Wirkung. Denn für die Rückführung exorbitant hoher Inflationsraten in Richtung des Zwei‐Prozent‐Ziels sei es wichtig, dass Unternehmen im Angesicht einer schwächeren Nachfrage ihre gestiegenen Kosten nicht mehr ohne weiteres an ihre Kunden weitergeben können und in der Folge auch ihren Beschäftigten geringere Lohnsteigerungen gewähren.

Die Fed, die im vergangenen Jahr die Inflationsentwicklung lange Zeit falsch eingeschätzt hatte, korrigierte ihre Position seit dem Herbst 2021 schrittweise und stellte spätestens seit dem Frühjahr 2022 ihr Handeln vollständig in den Dienst der Inflationsbekämpfung. Negative Veränderungsraten des BIP nehme sie billigend in Kauf und vertraue darauf, dass das Fehlen gravierender gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte das Ausmaß des wirtschaftlichen Abschwungs begrenze. Bis zum Jahresende habe die Fed weitere Zinserhöhungen um insgesamt 75 Basispunkte angekündigt, obwohl es aller Voraussicht nach auch im zweiten Halbjahr 2022 bei einer sehr schwachen und möglicherweise sogar negativen Wirtschaftsentwicklung in den USA bleiben werde.

Die EZB könnte von der Fed lernen, denn auch im Euroraum seien die Inflationsraten exorbitant hoch, und die EZB sei sogar primär auf das Ziel der Preisniveaustabilität verpflichtet (während die Fed auch immer noch den Arbeitsmarkt im Blick hat). Zwar habe die EZB im Juli (viel zu spät) einen ersten Zinsschritt vorgenommen, ihr weiteres Vorgehen allerdings bewusst offengelassen. Stattdessen wolle sie von Sitzung zu Sitzung jeweils „datenabhängig“ entscheiden, ob und in welchem Umfang sie die Zinsen anheben wird. Da auch im Euroraum das Wunder eines plötzlichen Inflationsrückgangs nicht eintreten werde, sei gänzlich unklar, welche Daten die EZB davon abhalten sollten, mit weiteren Zinserhöhungen ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Besser wäre es deshalb, nach dem Vorbild der Fed eine klare Linie zu verfolgen und diese so zu kommunizieren, dass sich Unternehmen und Verbraucher darauf einstellen könnten. (DFPA/mb1)

Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern.

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